Irland: Colcannon – Das Kartoffelgericht mit Geschichte
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Irland: Colcannon – Das Kartoffelgericht mit Geschichte
Colcannon. Ein Gericht, das in Irland seit Jahrhunderten auf den Tisch kommt und gleichzeitig so einfach wirkt: Kartoffeln, Kohl, Butter, Milch. Klingt fast banal. Aber dahinter steckt ein Stück irischer Alltagsgeschichte – von kargen Landküchen bis hin zu modernen Food-Blogs, die das Rezept neu interpretieren.
Woher kommt Colcannon?
Colcannon ist ein traditionelles irisches Gericht, das sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Kartoffeln waren damals bereits das Grundnahrungsmittel vieler Familien. Nach der Einführung der Kartoffel in Europa im 16. Jahrhundert dauerte es nicht lange, bis sie auch in Irland allgegenwärtig war. Sie war günstig, nahrhaft und auf dem oft schwierigen Boden Irlands relativ leicht anzubauen.
Die erste schriftliche Erwähnung von Colcannon findet sich im 18. Jahrhundert in irischen Kochbüchern. Der Name selbst stammt aus dem Gälischen: "cál ceannann", was frei übersetzt so etwas wie "weißer Kohlkopf" bedeutet.
In der klassischen Form besteht Colcannon aus Kartoffelpüree, in das fein geschnittener Grünkohl oder Wirsing gemischt wird. Später kamen auch Zwiebeln, Lauch oder Frühlingszwiebeln hinzu. In manchen Gegenden Irlands schwört man auf Butter in dicken Scheiben, die in einer kleinen Mulde im Kartoffelberg schmilzt.
Mehr als nur Beilage
Auf den ersten Blick könnte man sagen: Colcannon ist einfach eine Beilage. Aber in Irland nimmt das Gericht einen festen Platz im Jahreskalender ein. Besonders bekannt ist die Verbindung zum Halloween-Fest (Samhain). Früher wurden kleine Gegenstände – Münzen, Knöpfe oder Ringe – ins Colcannon eingebacken oder hineingemischt. Wer sie fand, konnte sich auf bestimmte Vorhersagen einstellen: Ein Ring bedeutete Glück in der Liebe, eine Münze stand für Wohlstand. Klingt ein bisschen wie ein kulinarisches Orakel.
Auch in der Fastenzeit spielte Colcannon eine Rolle. Fleisch war nicht erlaubt, also griff man auf kräftige Gemüse- und Kartoffelgerichte zurück. Colcannon konnte in großen Mengen gekocht werden, sättigte und war mit regional verfügbaren Zutaten leicht umzusetzen.
Zutaten im Detail
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Kartoffeln: Traditionell mehligkochende Sorten. In Irland sind Sorten wie „Kerr’s Pink“ oder „Rooster“ beliebt. Sie ergeben ein cremiges, fluffiges Püree.
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Kohl: Grünkohl war früher Standard, weil er im Winter leicht verfügbar war. Manche Regionen bevorzugten Wirsing oder Weißkohl.
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Zwiebeln oder Lauch: Geben dem Ganzen eine leichte Süße und Würze.
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Milch und Butter: Unverzichtbar. Ohne sie wird das Gericht trocken. Die Butter sollte im besten Fall irische Butter sein – Kerrygold kennt man heute weltweit, aber lokal hergestellte Varianten sind oft noch aromatischer.
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Salz, Pfeffer, Muskat: Einfach, aber wirkungsvoll.
Das Rezept ist also denkbar simpel. Doch die Details – etwa, ob man den Kohl blanchiert, ob man Lauch mit Milch aufkocht oder ob man die Butter erst am Tisch in die Mitte des Pürees drückt – unterscheiden sich von Region zu Region.
Zubereitung: klassisch und modern
Klassische Variante
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Kartoffeln schälen und kochen.
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Kohl fein schneiden, in etwas Wasser oder Milch garen.
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Lauch oder Zwiebeln anbraten oder ebenfalls in Milch ziehen lassen.
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Alles vermengen, kräftig stampfen.
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Butter darüber – nicht geizen!
Moderne Interpretationen
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Mit Speck oder Schinkenwürfeln verfeinert.
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Als Auflauf gratiniert.
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Mit Süßkartoffeln oder Mangold für farbliche Abwechslung.
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Vegane Variante: Butter durch pflanzliche Margarine, Milch durch Hafer- oder Sojamilch ersetzen.
Colcannon und Statistik
Ein Blick auf Zahlen: In Irland werden jährlich über 300.000 Tonnen Kartoffeln angebaut (Quelle: Irish Farmers Association). Noch immer zählt die Knolle zu den wichtigsten Feldfrüchten des Landes. Besonders in den Herbstmonaten steigt die Nachfrage nach traditionellen Gerichten wie Colcannon.
Auch im Ausland hat Colcannon Anhänger gefunden. In den USA ist es unter irischstämmigen Familien ein beliebtes Gericht zu St. Patrick’s Day. Food-Blogs listen es inzwischen als „comfort food“, das in die gleiche Liga wie Mac and Cheese oder Shepherd’s Pie gehört.
Persönlicher Einschub
Ganz ehrlich: Wer Colcannon einmal richtig cremig probiert hat, versteht, warum es überlebt hat. Ich erinnere mich an eine Portion in einem kleinen Pub in Galway. Außen regnete es in Strömen, drinnen stand ein Teller heißer Colcannon auf dem Tisch. Das Gericht war einfach – aber es passte perfekt.
Vergleich mit anderen Gerichten
In Schottland gibt es eine ähnliche Variante namens Rumbledethumps – ebenfalls Kartoffelpüree mit Kohl, manchmal mit Käse überbacken. In England heißt das Pendant Bubble and Squeak, wobei hier oft auch Fleischreste verarbeitet werden. Unterschiede sind klein, aber bezeichnend. Irisches Colcannon bleibt puristischer, klarer im Geschmack.
Colcannon in der Literatur und Musik
Colcannon ist nicht nur Essen, sondern taucht auch in Gedichten und Liedern auf. Das Volkslied „The Skillet Pot“, später einfach als „Colcannon“ bekannt, besingt das Gericht und die Erinnerung an Kindheit und Familie. „Did you ever eat Colcannon?“ – so beginnt es. Ein Lied, das in vielen irischen Haushalten an langen Abenden gesungen wurde.
Warum Colcannon heute noch relevant ist
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Regionalität: Das Gericht zeigt, wie man mit einfachen, lokalen Zutaten etwas Nahrhaftes und Schmackhaftes schafft.
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Nachhaltigkeit: Keine exotischen Importwaren nötig. Kartoffeln und Kohl wachsen praktisch vor der Haustür.
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Flexibilität: Von vegan bis deftig – alles möglich.
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Kulturelle Bedeutung: Colcannon ist mehr als ein Rezept. Es ist Teil der Alltagskultur, von Festen, von Erinnerungen.
Tipps für die perfekte Konsistenz
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Kartoffeln gut abdampfen lassen, sonst wird das Püree wässrig.
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Kohl fein schneiden – große Stücke stören.
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Milch vorher erhitzen, bevor sie zu den Kartoffeln kommt. Das verhindert Klumpen.
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Mit einem Stampfer arbeiten, nicht mit dem Mixer. Sonst wird das Ganze klebrig.
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Butter erst kurz vor dem Servieren zugeben.
Häufige Fehler
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Zu wenig Butter.
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Falsche Kartoffelsorte (festkochend macht das Püree zäh).
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Kohl zu grob oder zu hart gelassen.
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Milch kalt untergerührt.
Fazit
Colcannon ist kein „Highlight für Foodies“, sondern ehrliches Essen. Es erzählt etwas über das Leben auf der Insel: sparsam, pragmatisch, aber auch kreativ. Dass es heute noch gekocht wird, liegt nicht nur an der Nostalgie, sondern schlicht daran, dass es schmeckt.
FAQ
Was bedeutet der Name Colcannon?
Er stammt aus dem Irischen „cál ceannann“ und bezieht sich auf Kohl.
Kann man Colcannon einfrieren?
Ja, allerdings verliert es etwas an Konsistenz. Frisch schmeckt es besser.
Welche Kartoffeln eignen sich am besten?
Mehligkochende Sorten wie Rooster oder Kerr’s Pink.
Ist Colcannon vegan möglich?
Ja, Butter und Milch lassen sich problemlos ersetzen.
Wann isst man Colcannon traditionell?
Besonders zu Halloween, aber auch in der Fastenzeit oder als alltägliche Beilage.
Labels:
Irland, Colcannon, Irische Küche, Kartoffelgerichte, Halloween Rezepte, Traditionelle Küche, Irisches Essen, Kohlgerichte
Meta-Beschreibung:
Colcannon – das traditionelle irische Kartoffel-Kohl-Gericht. Geschichte, Zutaten, Zubereitung und Tipps. Ein Blick auf Irlands Kulinarik zwischen Alltag und Fest.
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