Irland: Coddle – das unterschätzte Dubliner Eintopfgericht

  Irland: Coddle – das unterschätzte Dubliner Eintopfgericht Wer an irisches Essen denkt, hat meist zwei Gerichte im Kopf: Irish Stew mit Lamm und Guinness, oder vielleicht noch Shepherd’s Pie. Aber kaum jemand außerhalb Dublins spricht über Coddle . Ein Gericht, das keine Schönheitswettbewerbe gewinnt, aber jahrhundertelang Menschen satt gemacht hat. Einfach, nahrhaft, fast schon pragmatisch – genau das, was man in einer Stadt wie Dublin brauchte. Was ist Coddle überhaupt? Coddle ist ein traditioneller irischer Eintopf. Hauptzutaten: Würste, Speck, Kartoffeln und Zwiebeln. Klingt schlicht – und ist es auch. Die Zutaten werden in Schichten in einen Topf gelegt, mit Brühe oder einfach Wasser übergossen und langsam geschmort. Keine exotischen Gewürze, keine aufwendige Technik. Der Name „Coddle“ leitet sich übrigens vom englischen Verb to coddle ab – also „sanft köcheln“ oder „behutsam garen“. Und genau so entsteht dieses Gericht: Es wird stundenlang bei niedriger Hitze gegart, ...

Boxty – Irlands Kartoffelklassiker mit Charakter

 

Boxty – Irlands Kartoffelklassiker mit Charakter

Boxty. Ein Name, der erst mal nach etwas Rustikalem klingt. Und genau das ist er auch. Ein Gericht, das in Irland seit Jahrhunderten auf den Tisch kommt. Einfach, deftig, flexibel. Kein Hochglanz-Food-Trend, sondern ehrliche Alltagsküche mit Geschichte.


Was ist Boxty eigentlich?

Kurz gesagt: Boxty ist ein traditionelles irisches Kartoffelgericht, das in verschiedenen Formen zubereitet wird. Mal sieht es aus wie ein Pfannkuchen, mal wie ein gedämpftes Brot, mal wie ein gebratener Fladen. Die Basis ist immer die Kartoffel. Genauer: eine Mischung aus rohen, fein geriebenen Kartoffeln und gekochten, gestampften Kartoffeln. Dieses Duo macht Boxty so besonders – außen knusprig, innen weich und saftig.

Ein oft zitierter irischer Reim fasst das recht charmant zusammen:

“Boxty on the griddle,
Boxty in the pan,
If you can’t make boxty,
You’ll never get a man.”

Ob das ernst gemeint war, sei dahingestellt. Aber es zeigt: Boxty gehörte lange zu den Basics im irischen Haushalt.


Ein kurzer Blick zurück: Herkunft und Geschichte

Kartoffeln kamen erst im 16. Jahrhundert nach Irland. Aber sie wurden schnell zum wichtigsten Grundnahrungsmittel. Gerade in den ärmeren Regionen, besonders im Norden und Westen, war die Knolle oft das Einzige, was satt machte.

Boxty entwickelte sich aus der Not heraus: rohe Kartoffeln, fein gerieben, gestreckt mit etwas Mehl, Salz und Buttermilch. Mehr brauchte es nicht. Das Gericht war günstig, nahrhaft und ließ sich in verschiedenen Varianten zubereiten – gebraten, gekocht, gebacken.

Die Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts (Great Famine, 1845–1852) dezimierte Irlands Bevölkerung dramatisch. Viele Rezepte mit Kartoffeln verschwanden oder wurden seltener gekocht. Boxty hat überlebt – vor allem in ländlichen Gegenden von Leitrim, Cavan, Longford und Fermanagh. Dort wird er noch heute als regionale Spezialität gepflegt.


Die drei Hauptvarianten von Boxty

Es gibt nicht „das eine“ Rezept. Stattdessen drei klassische Zubereitungsarten:

1. Boxty on the griddle (Arán bocht tí)

Das ist die ursprüngliche Version. Ein flacher Teigfladen, auf einer gusseisernen Platte oder Pfanne gebacken. Konsistenz: irgendwo zwischen Pfannkuchen und Kartoffelbrot. Ideal zum Frühstück, oft mit Butter oder etwas Speck.

2. Boxty in the pan

Hier wird der Teig wie ein Pfannkuchen ausgebacken. Dünner, weicher, leichter. Ein bisschen wie ein herzhafter Crêpe, aber mit Kartoffeln statt Weizenmehl. Gerne gefüllt mit Eintopf, Lachs oder schlicht mit Butter.

3. Boiled boxty

Die gekochte Version ähnelt einem Knödel oder Brotlaib. Der rohe Kartoffelteig wird in ein Tuch gewickelt und im Wasser gekocht. Nach dem Abkühlen lässt sich das Ganze in Scheiben schneiden und erneut braten. Ziemlich praktisch – hält sich ein paar Tage.


Zutaten und Zubereitung – das Grundrezept

Ein traditionelles Basisrezept (für etwa 4 Portionen):

  • 450 g rohe Kartoffeln, geschält und fein gerieben

  • 450 g gekochte Kartoffeln, gestampft

  • 150 g Mehl

  • 1 TL Salz

  • 150–200 ml Buttermilch

Alles miteinander vermengen, bis ein formbarer, feuchter Teig entsteht. Danach je nach Variante braten, backen oder kochen.

Klingt simpel – und ist es auch. Aber die Kunst liegt im Reiben: Die rohen Kartoffeln müssen so fein wie möglich gerieben und gut ausgedrückt werden, damit die Masse nicht wässrig wird.


Regionale Unterschiede

  • Leitrim: gilt als „Boxty-County“. Dort gibt es noch immer Bäckereien, die Boxty als Brot verkaufen.

  • Cavan: hier wird Boxty traditionell zu Feiertagen serviert.

  • Mayo & Sligo: eher die Pfannkuchen-Variante, oft zum Frühstück.

  • Nordirland: dort wird Boxty auch in modernen Pubs neu interpretiert – etwa gefüllt mit Chili oder Curry.


Moderne Varianten und kreative Küchen

Heute taucht Boxty nicht nur in Landküchen, sondern auch in Restaurants und Food Festivals auf. Ein paar Beispiele:

  • Boxty Wraps: dünne Kartoffel-Pancakes, gefüllt mit Pulled Pork oder vegetarischen Currys.

  • Gourmet-Boxty: in Dublin servieren manche Restaurants Boxty mit Räucherlachs, Sauerrahm und Dill – fast wie ein Kartoffelblini.

  • Vegane Versionen: statt Buttermilch einfach Hafermilch oder Sojamilch verwenden, klappt problemlos.

  • Glutenfrei: traditionell kommt Mehl hinein, aber mit Reismehl oder Hafermehl funktioniert es ebenfalls.


Boxty im Alltag – wann isst man das?

Früher: hauptsächlich zum Frühstück oder Abendessen. Heute: flexibel. In manchen Gegenden gilt Boxty fast als „Comfort Food“ – ähnlich wie Kartoffelpuffer in Deutschland.

Vergleich: Während in Deutschland Reibekuchen oft mit Apfelmus serviert werden, isst man Boxty herzhafter. Typisch sind Butter, Speck, Lachs oder einfach eine Schüssel Eintopf daneben.


Nährwerte und Sättigungsfaktor

Eine Portion Boxty (ca. 150 g gebratene Variante) enthält grob gerechnet:

  • Kalorien: 200–250 kcal

  • Kohlenhydrate: 40 g

  • Eiweiß: 4 g

  • Fett: 2–4 g (je nach Zubereitung)

Fazit: sättigend, aber nicht übermäßig fettig. Deutlich leichter als frittiertes Fast Food.


Kulturelle Bedeutung

Boxty ist kein „Nationalgericht“ im großen Stil, sondern eher ein regionales Kultgericht. Aber es taucht immer wieder in Liedern, Gedichten und Sprüchen auf. In manchen Gegenden gehörte Boxty früher zur Mitgift-Vorstellung: eine Frau, die keinen Boxty machen konnte, galt als wenig tauglich für den Haushalt. Hart, aber Realität im 19. Jahrhundert.

Heute ist das Ganze eher ein Stück Identität – gerade in den Midlands und im Nordwesten. Festivals wie das „Leitrim Boxty Festival“ feiern das Gericht mit Musik, Kochwettbewerben und natürlich jeder Menge Kostproben.


Ein kleiner Selbsttest

Wenn man Boxty zum ersten Mal kocht, merkt man: Es ist erstaunlich nah an dem, was wir in Mitteleuropa kennen. Kartoffelpuffer, Reibekuchen, Rösti – Verwandte gibt es viele. Der Unterschied liegt in der Mischung von roh und gekocht. Das gibt eine fast samtige Textur im Inneren, die man so nicht erwartet.

Mein Tipp: Erst die Pfannen-Version probieren. Die gelingt am ehesten und hat den größten „Aha-Effekt“.


Fazit: Einfache Küche mit langem Atem

Boxty ist kein Gericht, das in Kochbüchern glänzt oder auf Instagram explodiert. Aber es ist ein Beispiel dafür, wie ein simples Rezept ganze Regionen prägt. Kartoffel, Salz, Buttermilch – mehr braucht es nicht, um etwas Dauerhaftes zu schaffen.

Und wer Irland kulinarisch wirklich verstehen will, sollte Boxty probieren. Am besten dort, wo es herkommt: in einem kleinen Pub in Leitrim, mit einem Pint dazu.


FAQ zu Boxty

Was bedeutet „Boxty“?
Der Name stammt vermutlich vom irischen „bacstai“, was „Brotkuchen“ bedeutet.

Ist Boxty glutenfrei?
Traditionell wird Weizenmehl verwendet. Es gibt aber viele Rezepte mit Reismehl oder Hafermehl.

Kann man Boxty vorbereiten?
Ja. Besonders die gekochte Variante („boiled boxty“) hält sich 2–3 Tage und kann dann in Scheiben gebraten werden.

Schmeckt Boxty süß oder herzhaft?
Herzhaft. Typische Begleiter sind Butter, Speck, Lachs oder Eintopf.

Wo in Irland finde ich Boxty am häufigsten?
Vor allem in den Counties Leitrim, Cavan, Longford und Fermanagh. Dort gibt es auch Restaurants und Festivals rund um Boxty.


Labels: 

Irland, Boxty, irische Küche, Kartoffelgerichte, Food History, Rezepte, Regionales Essen, Traditionelle Küche

Meta-Beschreibung:

Boxty ist ein traditionelles irisches Kartoffelgericht mit Geschichte. Erfahre alles über Herkunft, Varianten, Rezepte und regionale Unterschiede – von Leitrim bis Dublin.






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